Interview mit dem Konzept- und Installationskünstler Youssef Tabti. Geboren 1968 in Paris.
Was passiert, wenn man gezwungen wird Grenzen zu überschreiten?
© Dawin Meckel - Kulturakademie Tarabya
Lieber Youssef - wie würdest du deine Kunst beschreiben?
Ich arbeite mit Installationen. Ich benutze für jedes Projekt bestimmte Medien wie Fotografie, Video. Es ändert sich jedes Mal nach einem Projekt. Zum Beispiel bei dem Beirut Projekt habe ich Fotografie, Text und grafische Arbeiten benutzt; und einen Tisch gebaut in Form des Viertels durch das die Menschen gelaufen sind. Manchmal arbeite ich auch mit Sounds und Videos, es ist vielfältig.
Erzähl mir von dem Beirut Projekt
Das war ein großes Projekt im November 2018 in Beirut/Libanon. Die Bewilligung kam über das Goethe Institut in Beirut. Ich bekam eine erste Einladung des Leiters des Goethe Instituts in Beirut, im Mai 2018. Er interessierte sich für ein bestimmtes Projekt von mir, die Psychogeographie. (Die Psychogeographie untersucht, welchen Einfluss die architektonische oder geographische Umgebung auf die Wahrnehmung, das psychische Erleben und das Verhalten hat) Dieses Projekt habe ich auch schon in Istanbul und Bratislava gemacht. Dieses Mal in Beirut, habe ich vor Ort mit dem libanesischen Architekten und Urbanisten Rani Al Raji zusammengearbeitet. Wir haben 10 Bewohner zusammen ausgesucht - Frauen und Männer aus unterschiedlichen sozialen Schichten, mit verschiedenen Berufen. Sie sind durch den Stadtteil Bourj Hammoud gelaufen. Es ist ein Stadtteil, in dem sich vor allem Armenier angesiedelt haben, die nach dem Genozid der Türken an dem armenischen Volk, 1915/1916 in den Libanon geflohen sind. Es war die erste große armenische Siedlung, die sich nach dem Genozid gebildet hatte. Historisch interessant für mich, aber auch heute relevant und aktuell, da es um Flüchtlinge geht. Heute ist Flucht durch die Medien sehr bekannt, man weiß was es bedeutet ein Flüchtling zu sein. Im letzten Jahrhundert gab es keine Medien, wenig Berichterstattung. Aber das Ausmaß war so wie heute, es findet eine Massenbewegung statt, die durch Terror und Krieg ausgelöst wird.
Stimmt es, dass die Menschen ziellos durch den Stadtteil laufen?
Ja, das stimmt. Das Konzept der Psychogeographie stammt von dem Aktivisten, Philosophen und Schriftsteller Guy Debord aus Frankreich. Es ist in den 60er Jahren entstanden. Ich habe das Konzept für mich übernommen und etwas verändert. Die Menschen laufen durch einen Stadtteil, schreiben ihre Eindrücke auf, finden Objekte, machen Fotos, nehmen Sounds auf. Ich trage das Material dann zusammen und mache eine Installation daraus.
Gibt es eine Arbeit, die dir am wichtigsten ist?
Meine letzten Arbeiten sind immer die wichtigsten Arbeiten. Die älteren Arbeiten sind nicht mehr so präsent. Beim Malen werden oft Serien gemalt, aber bei Installationen oder Konzept Kunst steht jedes Projekt für sich.
Was ist dein Antrieb/deine Inspiration?
Das weiß ich selbst nicht, da muss ich überlegen. Ich glaube ich kann nicht anders, als so zu arbeiten.
Du hast ein Kriegsspiel entwickelt, ein strategisches Brettspiel und im Dezember 2018 bei einer Ausstellung im Hamburger Bahnhof - Museum der Gegenwart in Berlin, gegen den Außenminister Heiko Maas gespielt. Hat er das Spiel verstanden?
Es war schwierig, wir waren nur ca. 20 Minuten zusammen. Er hat wenig Zeit und ist viel beschäftigt. Ich glaube aber, es hat ihn interessiert. Die Regeln sind so komplex. Ich konnte ihm ein bisschen erklären worum es ging und warum ich das Spiel entwickelt habe, und wir haben ein paar Züge gespielt.
Außenminister Heiko Maas spielt mit Youssef Tabti das von ihm entworfene Strategie Kriegsspiel. Im Hamburger Bahnhof - Museum der Gegenwart Berlin. © Dawin Meckel
Woher kommt die Idee für das Kriegsspiel?
Es gibt einen ganz plakativen Grund dafür - ich fand es interessant für meine Laufbahn, da ich noch nie ein Spiel entwickelt hatte. Es ging um das handwerkliche - die Holzstücke zu entwickeln und aufzubauen. Ich bin kein Spielmensch und spiele ungern, musste mich aber mit diesem Spiel beschäftigen. Es gibt ein Buch mit Spielregeln die ich neu lernen musste. Es gibt viel mehr Kombinationen als bei einem Schachspiel. Weltweit können nur 10 oder 12 Leute das Spiel spielen. Nicht viele. Das Buch war lange vergriffen. Es wurde in den 50er, 60er Jahren von Guy Debord und seiner Frau geschrieben. Das Spiel dazu wurde nie veröffentlicht. Es gab nur das Buch, das ich in einem französischen Antiquariat erworben habe. Ich fand es interessant damit aufzutreten und gegen jemanden zu spielen. 2016 habe ich das Spiel entwickelt. Ich war damals in Istanbul und der Kurator der Biennale Sinop am schwarzen Meer hatte eine Ausstellung/Psychogeographie von mir in Istanbul gesehen und mich eingeladen zur Biennale nach Sinop zu kommen, um mein Projekt/Psychogeographie dort zu präsentieren. Ich wollte mich aber nicht wiederholen, sondern etwas neues machen und hatte das Kriegsspiel entdeckt. Es hatte auch etwas mit der aktuellen Situation in der Türkei zu tun. Es ist ein strategisches Spiel und ich wollte mit Menschen direkt darüber sprechen. Was bedeutet Strategie in einem Land, in dem man jemandem schlagen muss, gegen jemanden spielen muss? Es gibt verschiedene Metaphern in diesem Spiel, die Parallelen aufweisen mit der Situation in der Türkei. Das wollte ich deutlich machen. Und mich auf eine Art indirekt damit beschäftigen.
Was bedeutet künstlerische Freiheit für dich?
Mein Lampedusa Projekt von 2009, zum Beispiel. Damit wurde ich für ein spezielles Programm auf der Art Basel als afrikanischer Künstler aus Algerien eingeladen. Unterstützt von der Kulturbehörde Hamburg. Es ging um die ersten Flüchtlinge auf Lampedusa. Damals wusste man noch wenig über Frontex (Frontex - Europäische Agentur für die Grenz- und Küstenwache). Ich wollte auf der Art Basel etwas aktuelles zeigen und dann kam mir die Idee mit der Postkarte. Und das ist Freiheit - wenn du als Künstler Projekte machen kannst die für dich wichtig sind und nicht weil die Leute es von dir erwarten. Es ist immer ein Risiko, weil es manchmal nicht gefällt oder unbequem ist. Als ich in der Türkei war, wurde dort viel von mir verändert oder zensiert. Ein großes Interview im Fernsehen wurde nicht ausgestrahlt. Ich nehme an, es war politisch unbequem und ich habe Dinge gesagt, die vielleicht verletzend waren. Oder das Kriegsspiel zum Beispiel, wurde Spiel genannt und das Wort Krieg weggeleugnet. Das Projekt wurde beworben mit Spiel und nicht mit Kriegsspiel. Die Fotos von der Ausstellung wurden aus dem Internet entfernt, es durfte nichts mehr veröffentlicht werden. Es ist zweischneidig - ich wurde vom Goetheinstitut und dem Auswärtigen Amt eingeladen. Als Franzose - ich bin kein Deutscher. Sie wollten mich als Künstler zeigen, der schon lange in Deutschland lebt und dort Projekte macht, die politisch sind. Andererseits wissen sie wie gefährlich es für mich als Künstler sein könnte und für die Regierung und die Institutionen die mich unterstützen. Das heißt, sie sind sehr vorsichtig und man muss sich taktisch und geschickt zwischen zwei Fronten bewegen.
Was man nicht unbedingt immer will als freier Künstler oder?
Nein, aber man ist gezwungen. Viele Leute haben gefragt, warum machst du das, warum bleibst du da in der Türkei? Es gab verschiedene Gründe - ich fand es wichtig. In einem Land wo etwas schief läuft, geht es nicht darum, einfach wegzulaufen. Wenn du als Künstler eingeladen bist, bist du quasi verpflichtet dich mit der aktuellen Situation zu beschäftigen. Du kannst nicht einfach Blumen malen - ich habe nichts gegen Blumen. Die extreme Situation in der Türkei war absurd. Es gab Künstler, die einfach blind ihre Sachen gemacht haben - egomanisch, so egoman bin ich nicht, dass ich mich nur um meine Sachen und um mich kümmere. Ich hatte Lust mit den Leuten vor Ort zu arbeiten, etwas zu entwickeln, ohne die Leute dabei in Gefahr zu bringen.
Was würdest du sagen, wieviel deiner Herkunft steckt in deiner Kunst?
Das ist schwierig, es hat nichts mit meiner Herkunft zu tun, sondern mit meiner eigenen Biographie. Unsere Biographie prägt uns. Die Wege, die wir gegangen sind, lassen uns die Dinge anders sehen und Perspektiven anders betrachten. Ich würde nicht sagen, dass meine Arbeit, nur weil ich halb Algerier bin, sich auf Deutschland oder Algerien bezieht. Sondern es ist ein Teil meiner Herkunft. Der Weg ist wichtig, die Bewegung und was man auf dem Weg sieht auch, und offen zu sein. Ich bin damit geboren, meine Eltern waren so. Ich habe es vererbt bekommen offen zu sein für die, die anders sind, die anders Leben. Diese Biographie hat mich geprägt.
Womit identifizierst du dich politisch?
Meine Arbeit ist politisch, ich selber habe damit aber Schwierigkeiten. Ich gehöre keiner Partei an, ich habe keine Gruppen Affinität. Es kann sein, dass ich mich tatsächlich hinter meiner Arbeit politisch verstecke, ich äußere mich nicht direkt, sondern durch meine Arbeit, meine Fotografie, meine Konzepte. Meine politische Position wird durch meine Arbeit definiert.
Was verbindest du mit dem Begriff Heimat - eher Orte oder eher Menschen?
Ich wusste nicht was Heimat war. Es wurde mir zum ersten Mal bewusst als ich nach Deutschland kam. Den Begriff Heimat gibt es in Frankreich nicht. 1996 bin ich nach Deutschland gekommen, nachdem ich lange gependelt hatte zwischen Frankreich und Deutschland. Heimatgefühl ist in der deutschen Sprache ein sehr, sehr starkes Wort, ein starker Begriff. Diese Gemütlichkeit, diese Zusammengehörigkeit gibt es in Frankreich nicht, zumindest nicht so stark. Frankreich ist wie ein Puzzlestück, bestehend aus verschiedenen Gruppen.
Kommunizierst du anders, wenn du in Frankreich bist?
Ja klar. Französisch ist meine Muttersprache, da kann ich mich besser artikulieren, aber es ist nicht so wichtig. Manchmal bin ich in Frankreich gehemmter als in Deutschland, kann mit bestimmten Situationen nicht so gut umgehen, obwohl das meine Landsleute sind. Aber so bin ich aufgewachsen, das ist meine Biografie. Meine Mutter ist Französin, mein Vater kam aus Algerien. Zwei Menschen die sich sehr geliebt haben, aber auch sehr verschieden waren.
Hinterlässt du als Künstler Spuren?
Das hoffe ich (lacht). Es ist eine zentrale Frage für meine Arbeit. In den letzten Jahren habe ich festgestellt, dass das wichtigste an meiner Arbeit das ist, was ich hinterlasse. Ich habe viele Projekte zusammen mit anderen Leuten gemacht. Ich möchte dass meine Arbeit gelungen ist, dass die Leute sie verstanden haben oder sich damit auseinander setzen können. Es sind Spuren in verschiedenen Richtungen. Ich pflege meine Arbeit nicht, wenn die Ausstellung vorbei ist. Hier (im Atelier) ist kaum etwas von meinen alten Projekten zu sehen. Das Projekt endet woanders und ich hoffe die Leute erinnern sich daran. Bei einer Ausstellung 2007 im Kunsthaus in Hamburg, haben die Leute verunsichert reagiert, als sie das Video mit einem Muezzin gesehen haben, der in arabischer Sprache predigt und einem gehörlosen Deutschen gegenüber steht. Ich wollte damit nicht provozieren, sondern wollte, dass die Leute Fragen stellen, neugierig sind. Es ist nicht so einfach mit jemanden in einem Raum allein zu sein, der laut Arabisch spricht. Damals war das Gefühl noch viel stärker - ein Muezzin ist ein religiöser Mensch, der seine Gebete rezitiert. Normalerweise predigt ein Muezzin in Richtung Mekka, er hätte dann den Besuchern den Rücken zugekehrt und so musste ich ihn bitten entgegen seiner normalen Richtung, sich hinzustellen. Aber darum geht es in der Kunst, um Auseinandersetzung.
Wie wichtig ist dir Akustik, Klang oder Stimme in deinen Arbeiten?
Ziemlich wichtig. Ich arbeite damit und höre selber viel Musik, zeitgenössisch, klassisch, Pop - immer im Hintergrund. Ich habe spät Musik entdeckt...mit sechszehn habe ich meine erste Platte gekauft. Mein bester Freund ist Komponist. Ich habe György Ligeti kennengelernt, ein Komponist aus Ungarn der in Deutschland gelebt hat. Ligeti war eine ganz zentrale Figur in der zeitgenössischen Musik. Ich war der Nachbar des Komponisten Olivier Messiaen, der eine bestimmte Musik Richtung revolutioniert hat.
Hast du Kunst studiert?
Ich habe eine Zeit lang in Frankreich Kunstgeschichte studiert, aber eigentlich bin ich Autodidakt. Als ich mich in Paris und auch in Hamburg an der Kunsthochschule beworben habe, hat es nicht funktioniert und ich dachte damals, aus mir wird kein Künstler. Aber irgendwie hat es doch geklappt. Letztes Jahr habe ich in der Kunsthochschule in Halle-BURG Giebichenstein, einen Vortrag gehalten.
Worüber?
Ich war als politischer Künstler eingeladen. Ich bin in den Hörsaal gegangen, ein riesiger Saal und ich dachte, toll - es kommen bestimmt nur zehn Leute. Ich hatte noch ein bisschen Zeit und bin in ein Café gegenüber gegangen, habe einen Kaffee getrunken und gewartet. Eine viertel Stunde bevor es losging, kam der Techniker und hat alles aufgebaut, die Technik hat aber nicht funktioniert. Und ich dachte - jetzt muss ich frei sprechen, ohne meinen Rechner, aber mit dem Rechner des Technikers, der mir aus dem Internet ein paar Sachen runtergeladen hat. Dann kamen ein paar Studenten rein und noch ein paar und am Ende war der Hörsaal voll, wahnsinnig voll. In der ersten Reihe saßen die Professoren. Ich war total überrascht. Ich war darauf nicht vorbereitet und fragte mich, ob die Leute sich vertan hatten. Ich konnte nicht glauben, dass die Leute sich für mich oder für meine Arbeit interessieren. Dann musste ich mir Gedanken machen, wie ich die Geschichte aufbaue und habe einfach von Anfang an erzählt - ich bin heute hier, habe kein Abitur, nicht fertig studiert, und ich bin entweder ein schlechtes oder ein sehr gutes Beispiel für euch. So kann man tatsächlich auch Kunst machen.
Gibt es so etwas wie einen roten Faden in deiner Kunst? Etwas, dass sich immer wieder in anderer Form wiederholt? Wie zum Beispiel die Idee mit dem Fremdsein in einer Stadt.
Das hat sich so ergeben: Ich habe in Hamburg nie richtig Fuß gefasst. Das ist eine Geschichte für sich. Obwohl ich diese Stadt tatsächlich liebe, sie ist meine Heimat. Ich lebe total gerne hier, aber als Künstler bin ich hier ein Niemand. Ich habe hier zwar schon verschiedene Ausstellungen gehabt, auch Gruppenausstellungen, aber ich habe seit Jahren nicht mehr in Hamburg ausgestellt. Ich wurde auch wenig von der Kulturbehörde für meine Projekte unterstützt. Selten. Und daher war ich verpflichtet als Künstler, wenn ich weiterarbeiten wollte, aus dieser Stadt wegzugehen. Ich wollte immer hier leben aber meine Förderung, das Geld, musste ich woanders beantragen oder woanders dafür arbeiten. Es ist kulturpolitisch sehr wichtig, dass die Künstler vor Ort unterstützt werden. Ich wurde ungewollt gezwungen mich woanders zu bewerben. Die erste Einladung kam aus dem Ausland und ich merkte - ok, wenn meine Arbeit woanders geschätzt wird, dann mache ich das einfach.
Erzähl mir etwas über das Projekt Colonial His-Story.
Das war ein Projekt über die Kolonialmacht in Afrika. Auf einem menschlichen Schädel, wurden die Namen von verschiedenen afrikanischen Ländern gedruckt, die von den europäischen Kolonialmächten beherrscht wurden. Unter diesem Projekt gibt es viele kleine Projekte, und jedes Mal wird ein bestimmtes Land und seine Geschichte behandelt. Namibia, Swakopmund war von 1884 bis 1915 eine deutsche Kolonialmacht. Es geht um Deutschland und den Genozid an der Bevölkerung dort.
Woher kommt der Schädel?
Es ist kein echter Schädel, eine Nachbildung für medizinische Zwecke. Aber für mich ein Symbol.
Dann hat deine Arbeit doch Bezug auf aktuelle Situationen?
Absolut. Es wird aber schwierig, wenn solche Themen und Projekte auch die Massen und die Kunstszene erreichen und man als Besucher mit Informationen überflutet wird. Wenn man sich damit beschäftigt, merkt man, Flüchtlingsgeschichten sind irgendwie übersättigt. Aber ich halte das Thema immer noch für wichtig. Damals habe ich das Thema aufgegriffen und bereue es auch nicht. Aber nach 10 Jahren kann ich mich nicht mehr damit beschäftigen. Das Thema an sich ist nicht abgeschlossen, aber mein Ansatz dafür ist abgeschlossen. Ich habe viele Mails bekommen, aus verschiedenen Ländern, weil viele diese Postkarte (Lampedusa Projekt) haben wollten. Und das Konzept wurde auch schon von anderen übernommen, was ich auch gut finde. Es gibt kein Patent darauf und auch ich arbeite mit Material das schon existiert. Und ich werde niemals sagen, das ist mein Projekt, meine Idee, das darfst du nicht. Jede Biographie eines Künstlers ist anders und er geht damit anders um.
Du hast auch eine Kunst Zeitung konzipiert. Bei der Ausstellung "Mon Nord est Ton Sud - Mein Norden ist Dein Süden". War das eine Kooperationsarbeit?
Ja, es ging um ein Projekt zwischen La Kunsthalle in Mulhouse und das Freiburger Museum für Neue Kunst. Die beiden Städte liegen nur ca. 40 km voneinander entfernt, an der deutsch/französischen Grenze. Es gab eine Gruppenausstellung und die Leiterin der Kunsthalle Mulhouse hat mich gefragt, ob ich etwas dafür machen möchte. Ich wollte unbedingt etwas über die Grenzen machen. Dann habe ich den Badischen Zeitungsverlag und die Zeitung Mulhouse Lalsace kontaktiert und von meinem Projekt erzählt, eine kreative Kunstzeitung zu realisieren und sie waren interessiert. Ich brauchte Zugang zu den Archiven um Artikel zusammenzustellen mit meinen Bildern über Themen, die beide Länder betreffen und relevant sind. Also keine Fotos, sondern eher grafische Schlagzeilen. Das Layout blieb gleich. Ich arbeitete mit einem Grafiker zusammen und es wurde auf der deutschen Seite über Frankreich berichtet und auf der französischen Seite über Deutschland. Der jeweils andere Blick - manchmal die gleichen Themen, aber anders behandelt, anders gesehen. Wie die Deutschen die Kraftwerke in Frankreich als gefährlich ansehen. Die Deutschen regen sich darüber auf, die Franzosen sagen, es ist nicht so wichtig. Darüber habe ich Artikel gefunden. Die Franzosen wiederum ärgern sich über die Deutschen, die über die Grenzen kommen um einzukaufen und dadurch Staus verursachen.
Erzähl mir etwas über deine nächsten Projekte
Ich arbeite an einem Soundprojekt. Es geht darum den Soundscape (akustische Hüllen, die Personen an bestimmten Orten umgeben, z. B. die individuellen Klanglandschaften von Biotopen oder Städten) der Stadt, also urbane Geräusche, aufzunehmen.
Im Mai werde ich mit vier anderen Künstlern aus Hamburg, unterstützt vom Institut Français und der Kulturbehörde Hamburg, im Institut Francais in Hamburg, im Rahmen des Projekts "La Nuit de L'Instant - Die Nacht des Augenblicks" ausstellen. Im September gibt es dann einen Austausch in Marseille mit dem Projekt.
Vom 5. April - 9. Mai gibt es ein gemeinsames Projekt "Waterloo", zusammen mit der Künstlerin Silke Marohn von den Elbewerkstätten, in der Galerie der Villa in Hamburg.
Und im September/Oktober 2019 nehme ich an einer Gruppen -ausstellung in Osaka/Japan teil.
African Proverbs
05/2019