Willkommen zu der Rubrik – 1 Tag im Leben von ..., in der ich von Menschen berichte, denen ich spontan begegne oder die ich interessant finde. Der Erste, der mir von seinem Tag erzählt, ist Peter Bach, Rettungsschwimmer in Hvide Sande, Dänemark.
Peter, 21 Jahre alt, kommt eigentlich aus Aarhus, wo er Medizin studiert. Rettungsschimmer oder Lifeguard, wie er es nennt, ist sein Sommerjob. Im Rettungsturm am Strand von Hvide Sande [weißer Strand], ein beliebter Surfspot an der Westküste Dänemarks, hat er den besten Überblick über den Trubel im Wasser.
© Tonia Christie
Wann beginnt dein Tag?
Wir sind zu zweit, fangen morgens um zehn Uhr an und hören um sechs Uhr abends auf. Also verbringen wir hier acht Stunden am Tag, sechs Tage lang. Einen Tag haben wir frei.
Wie lang geht eine Saison?
Diesen Sommer arbeite ich sieben Wochen.
Wie lange arbeitest du schon als Rettungsschwimmer?
Das ist mein viertes Jahr jetzt. Ich war 18 und noch auf dem Gymnasium, als ich angefangen habe.
Was gefällt dir an deinem Job?
Ich mag den Strand. Die Atmosphäre hier draußen ist schön und wenn wir off duty sind, mache ich sehr viel Wassersport, wie Kitesurfen und Surfen. Manchmal vor der Arbeit, meistens danach.
Während wir im Rettungsturm miteinander reden, klopft eine Frau an die Tür.
Und was hat sie gefragt?
Sie hat die Frage gestellt, die am häufigsten gestellt wird – wo ist die Toilette?!
Worauf sollten die Menschen achten, wenn sie ins Wasser gehen?
An einem Tag wie heute, mit hohen Wellen, sind viele Surfer auf dem Wasser. Wir versuchen also die Zone zwischen den Flaggen von Windsurfern und Kitern freizuhalten, dann ist es einfacher zu erkennen, wo die Schwimmer sind. Generell gibt es hier höhere Wellen und einen starken Strom, der nach Süden zieht, deshalb sollten die Menschen vorsichtig sein.
Würdest du sagen, dass der Wassersport insgesamt populärer geworden ist in den letzten Jahren?
Ja, es gibt auf jeden Fall mehr Surfer. Gerade in den letzten zwei Jahren, während Corona, sind mehr Menschen zum Surfen an die Westküste gekommen oder auch um Stand Up Paddling zu machen.
Wie hast du die letzten beiden Jahre erlebt?
Es war sehr schön. Dadurch, dass ich in den Sommerferien arbeite, verreise ich nicht. Wir arbeiten im ganzen Land, zwei Wochen hier, dann wechseln wir an den nächsten Strand. Das ist sehr abwechslungsreich. Wir haben in Dänemark 38 Strände, in Jütland, Seeland und Bornholm zum Beispiel. Die Stiftung TrygFonden ist unser Arbeitgeber und hat die Rettungstürme aufstellen lassen, um die Strände sicherer zu machen. Der Staat zahlt für unsere Unterkünfte, aber das Gehalt und die Ausstattung kommt von TrygFonden.
An welchem Strand bist du am liebsten?
Dieser Strand ist mein Favorit, wegen der guten Wellen. Am Ringkøbing Fjord gibt es den Wasserski Park für Wakeboarding. Der ist auch pretty nice. Und in Løkken, im Norden von Jütland, ist es auch sehr nett.
© Tonia Christie
Gab es schon mal eine Situation, in der du jemanden retten musstest?
Es kommt öfter vor, dass wir Stand Up Paddlers mit dem Boot zurückholen müssen, weil sie zu weit rauspaddeln und dann von der Strömung auf`s offene Meer getrieben werden. Manchmal kommt dann auch der Hubschrauber zum Einsatz. Aber zum Glück musste ich noch niemanden vor dem Ertrinken retten.
Wie sieht die Ausbildung als Lifeguard aus?
Man muss einige Tests und ein spezielles Training mit einem Brett und einem Boot absolvieren. Das ist ganz schön schwer und man muss natürlich ein guter Schwimmer sein. Danach wird man ausgewählt. Bei einem Training taucht man bis zu 10 Meter tief und wartet, bis ein anderer Taucher zu dir taucht, um dann wieder mit ihm nach oben zu tauchen. Es kann ganz schön tough hier draußen sein. Im zweiten Jahr kommt man hierher nach White Sands, um die Wellen zu testen.
Kannst du dir vorstellen, dein ganzes Leben als Lifeguard zu arbeiten?
Das weiß ich noch nicht, ich studiere ja Medizin. Aber die nächsten sechs Jahre im Sommer werde ich das hier auf jeden Fall machen.
Wie lässt du den Tag ausklingen?
Manchmal chillen, aber gestern zum Beispiel hatten wir ein Training mit zwei Trainern und ungefähr 16 Lifeguards von der Westküste, die hierher nach White Sands kamen. Wir haben mit den Brettern trainiert, um fit zu bleiben. Es gibt fast jede Woche so ein Training. Insgesamt sind wir 200 Lifeguards, zuständig für 38 Strände.